Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) kam es zu Flüchtlingsströmen von den Kriegsschauplätzen, den Grenzgebieten der Monarchie, ins Reichsinnere. Es waren mehr als eine Million Menschen auf der Flucht. Anwohner*innen betroffener Gebiete verließen ihre Häuser und Höfe, um sich vor den Kämpfen in Sicherheit zu bringen. Ebenso wurden aus strategischen Gründen zahlreiche Dörfer von der k.u.k. Armee evakuiert, um die lokalen Ressourcen selbst zu nutzen oder auf dem Rückzug vor dem vordringenden Feind zu zerstören.
Die k.u.k. Armee ging dabei auch gegen die eigene multi-ethnische Bevölkerung vor. Verschiedene Bevölkerungsgruppen wurden gezielt vertrieben, um sie an der realen oder vermeintlichen Verbündung mit den Feindstaaten zu hindern. Es kam dabei auch zu Hinrichtungen von verdächtigen Personen. An der Front zu Russland waren davon Juden, Ruthenen (die in Galizien und der Bukowina ansässigen Ukrainer) und Rumänen betroffen, unter den Christen besonders die orthodoxe Bevölkerung.
Die Flüchtlinge wurden in überfüllten Sammelstationen registriert und nach sozialem Status, materiellem Besitz, Ethnie und Religion kategorisiert. Ziel dieser Maßnahmen war die Steuerung und Kontrolle der Flüchtlingsströme. Die arme Bevölkerung wurde in Güterwaggons und unter strenger Bewachung schließlich in die ihr zugewiesenen Aufenthaltsorte überführt. Viele von ihnen starben auf dem Weg vor Hunger und Kälte oder wegen des Ausbruchs von Seuchen.
Um die großen Städte der Monarchie, in denen sich bereits Flüchtlinge angesammelt hatten, zu entlasten, wurde im September 1914 der Bau von Barackenlagern für die mittellosen Menschenmassen beschlossen. Diese Lager wurden entlang günstiger Bahnverbindungen, jedoch abgeschottet von Dörfern und Städten errichtet. So sollte die Integration und langfristige Sesshaftwerdung der Flüchtlinge verhindert werden, und die einheimische Bevölkerung wurde auf diese Weise nicht mit dem wahren Ausmaß des Krieges konfrontiert. In Niederösterreich entstanden mehrere solcher Barackenstädte, die größte in Gmünd beherbergte bis zu 30.000 Flüchtlinge, überwiegend Ruthenen.
Zu Beginn der Flüchtlingsströme 1914 wurden in den Lagern ausschließlich große Holzbaracken errichtet. Diese waren kostengünstig, schnell herstellbar und konnten vielfältig verwendet werden, etwa als Schlafsäle, Küchen, Schulen oder Spitäler. Bis zu 500 Personen wurden in einer Baracke untergebracht.
Im Verlauf des Krieges ging man zu immer kleineren Unterkünften über, da sich in den Massenquartieren rasant Krankheiten ausbreiteten. Zu den schlecht haltbaren Holzbaracken, in die Kälte und Feuchtigkeit eindrangen, kamen nun auch kleinere gemauerte Wohngebäude und die Lager wurden zusehends mit einer modernen Infrastruktur ausgestattet.
Das Lager Oberhollabrunn wurde im Jahr 1916 errichtet und bis zum Frühjahr 1918 als Flüchtlingslager geführt. Hier wurden vor allem Ruthenen und Rumänen aus der Bukowina einquartiert, in deren Heimat es im Sommer 1916 durch einen Vorstoß der zaristischen Armee zu neuerlicher Massenflucht und Vertreibung kam. Sie gehörten der christlichen, zu einem beträchtlichen Teil orthodoxen Bevölkerung der Bukowina an. Im Frühjahr 1918, nach dem Friedensschluss mit Sowjetrussland in Brest-Litowsk, wurden sie zurück in ihre größtenteils zerstörte Heimat transportiert.